Kung Fu

Traditionelles Kung Fu, so wie wir es kennen, hat seinen Ursprung in den Jahrhunderten alten Kampfübungen der Shaolin Mönche und hat seit dem wenige Veränderungen erfahren. Da die Kampfbewegungen den Tieren nachempfunden wurden, sehen Kung Fu-Bewegungen mit unter fast tänzerisch aus, stellen aber eine effektive Selbstverteidigung, auch für Frauen, dar: Neben Hand- und Fußtechniken gehören auch Hebel- und Bodenkampfübungen dazu. Man lernt, mit Griff- und Schlagtechniken auf empfindliche Nervenpunkte einzuwirken (Dim Mak). Fortgeschrittene Schüler erlernen den Umgang mit traditionellen Waffen, wie Säbel, Schwert, Stab und Speer.

Unser Kung Fu-Stil, der von Sifu (bedeutet: väterlicher Meister) Dr. Bernd Westphal im TV Borghorst unterrichtet wird, heißt SIU SOU KUEN (Kleine Faust der Familie Sou) und beinhaltet die Tierstile der Südlichen Gottesanbeterin (Nan Pai Tang Lang Chuan) und des Weißen Kranichs (Bai He Chuan). Wenn man sich die zu Grunde liegenden Tiere einmal vorstellt, ist es nicht verwunderlich, dass sich diese Stile in der Ausführung sehr unterscheiden: Während die Gottesanbeterin eher für kompromisslosen Nahkampf steht, ist der Weiße Kranich mit seinen langen Faustschlägen und hohen Tritten eher für das Kämpfen aus der Distanz gedacht. Es ist letztlich eine Charakterfrage, welchen Kampfstil man bevorzugt. Hier kann der Schüler des SIU SOU KUEN seinen Schwerpunkt auf jene Techniken legen, die eher seinem Naturell entsprechen. Weitere Übungen aus den traditionellen Kung Fu-Stilen Ba Ji Quan und Pi Gua Zhang, die dem Schüler ideal die Kraftfreisetzung bei Schlagtechniken vermitteln, werden im Siu Sou Kuen ergänzend unterrichtet.

Was ist Kung Fu? Kung Fu ist der fälschlicherweise in westlichen Ländern und Hong Kong gebräuchliche Sammelbegriff für chinesische Kampfkünste. Die eigentliche Bedeutung von Kung Fu ist: "Können, Kunst, etwas beherrschen", bzw. wörtlich übersetzt "Harte Arbeit". In der VR China verbindet man Kung Fu viel mehr mit Körperbeherrschung und "Innerer Kraft" (siehe auch Chi Gung und Tai Chi). In China findet der eigentliche, historische Name Wu Shu (Kampf- oder Kriegskunst) Verwendung. Dort wird heutzutage modernes Wu Shu in den Sportuniversitäten so gelehrt, wie bei uns Turnen und Rhythmische Wettkampfgymnastik. Wer bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking Hunderte von Aktiven die synchronen Wu Shu-Kürübungen hat vorführen sehen, hat schon einen guten Eindruck, was damit gemeint ist. Durch die Versportlichung und Vereinheitlichung der traditionellen Kampfkunst im modernen Wu Shu ist der spektakuläre Vorführcharakter zwar gestiegen, aber deren ursprüngliche Bedeutung in der praktischen Anwendung verloren gegangen. Das ist der Grund, warum beim SIU SOU KUEN lieber von traditionellem Kung Fu die Rede sein soll, das sich direkt von der ursprünglichen Kampf- und Kriegskunst ableitet. Im traditionellen Kung Fu sind alle Techniken erlaubt und werden auch trainiert, da es primär darum ging, im Kampf zu überleben. Hier findet sich das komplette Spektrum der Kampfkunst wieder: Hand- und Fußtechniken, die auf den ganzen Körper des Gegners zielen, ohne dass es Tabuzonen gibt. Wurftechniken, Bodenkampf, Hebel- und Nervengriffe zum Schwächen des Gegners. Roll- und Fallübungen, um bei Würfen selbst keinen Schaden zu nehmen. Atem- und Abhärtungsübungen zum Stärken der Angriffe und Aushalten von gegnerischen Treffern. Waffentraining mit Partnerübungen, das heute vor allem zum Stärken der Arme und Verbesserung der Reaktionszeit und Aufmerksamkeit dient.

 

Beim Training muß der Kung Fu-Schüler ein hohes Maß an Verantwortungsbewustsein und Disziplin beweisen, da unentschärfte Angriffstechniken bereits beim Üben potentiell gefährlich sein können. Toleranz und Respekt vor den Trainingspartnern ist bei der Ausübung von Kung Fu daher unverzichtbar und wird vom Trainer voraus gesetzt. Wer sich noch weiter über verschiedene Aspekte des Kung Fu informieren möchte, dem sei unsere Seite Wissenswertes empfohlen. Ausführliche Infos über die Geschichte des Kung Fu findet man auf der Website von Sigung Dr. Hans-Ulrich Sommer.